„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ (August Bebel)
Der neue Lehrplan für die Gymnasien in Bayern legt in der 11. Klasse in Geschichte einen Schwerpunkt auf Gedenkkultur. Nach theoretischer Vorbereitung im Unterricht besuchten die Klassen 11a und 11b des Freyunger Gymnasiums nun ein besonders beeindruckendes praktisches Beispiel, die Gedenkstätte Mainkofen.
Mainkofen galt bei seiner Gründung 1911 und gilt auch heute als vorbildliche Einrichtung, die ihre Patienten auf dem Stand der jeweiligen Zeit hervorragend behandelt.
Dies war zwischendurch aber auch völlig anders. In den Jahren 1933-1945 war Mainkofen an den „rassepolitisch“ begründeten Verbrechen an psychisch Kranken und Erbkranken erheblich beteiligt. Im Jahre 2014 entstand daher auf dem Friedhof von Mainkofen eine eindrucksvolle Gedenkstätte für die Opfer dieser Zeiten an diesem Ort.
Vor der Besichtigung der Gedenkstätte führte Jochen Rössler, der zuständige Mitarbeiter für die Gedenkstätte, in einem ebenso informativen wie erschütternden Vortrag in die Opfergruppen von Mainkofen ein. So wurden anfangs etwa 500 Menschen im eigenen Operationssaal oder in umliegenden Krankenhäusern zwangssterilisiert.
Mit Kriegsbeginn wurde die „Aktion T4“ („Euthanasie“) begonnen, bei der in speziellen Tötungseinrichtungen Menschen vergast wurden, die man wegen ihrer Erkrankung als „lebensunwert“ einstufte. In mehreren Transporten wurden auch über 600 Patienten aus Mainkofen in solche Mordanstalten gebracht.
Als „T4“ wegen Protesten, v.a. vom Bischof von Münster, Graf von Galen“, beendet wurde, war das aber nicht die Rettung für psychisch Erkrankte. Man verabreichte ihnen nun nur noch „Hungerkost“, bekleidete sie nur unzureichend und behandelte körperliche Erkrankungen praktisch nicht mehr, so dass allein in Mainkofen mehr als 700 Menschen „von selbst“ an Entkräftung starben.
Für die Elftklässler war dieser Tag eine schulische Exkursion ungewöhnlicher Art, aber sicherlich beeindruckend. In einem Projekt soll die Thematik nun im Unterricht weiter behandelt werden.
Die Schüler der 9. Jahrgangsstufe am Gymnasium Freyung haben in Begleitung der Lehrkräfte Michael Resch und Michael Fritz die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besucht. Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Geschichte direkt vor Ort ist ein wichtiges Anliegen des Faches Geschichte und somit fest im Lehrplan verankert.
Durch die Fahrt in die KZ-Gedenkstätte in der Nähe von Linz wird den Schülern ein noch tieferer Einblick in die menschenverachtende Situation der Zeit des Dritten Reiches ermöglicht, als es im Geschichtsunterricht im Klassenzimmer möglich ist.
Die Schüler wurden von ausgebildeten Guides durch die Gedenkstätte geführt. Bereits vor dem Rundgang besichtigten die Schüler den Steinbruch und die sogenannte „Todesstiege“, wo KZ-Häftlinge unter schrecklichen Bedingungen zur schweren Arbeit gezwungen wurden und viele unter Misshandlungen und Schikanen der Aufseher ums Leben kamen. An dem Leid der Menschen hat die SS noch Geld verdient.
Der Rundgang selber führte die Schüler zunächst um das eigentliche KZ-Lager herum. Wo sich früher die Baracken der SS Wachmannschaften befanden, haben zahlreiche Länder Denkmäler zum Gedenken an die im KZ getöteten Häftlinge errichtet. Schließlich wurden die Jugendlichen auch in das eigentliche Gefangenenlager geführt, wo ihnen durch die Guides das Schicksal der KZ-Häftlinge und die Grausamkeit des NS-Regimes aufgezeigt wurde.
Michael Köberl (2022)
In diesem Sinne hat der Geschichtsunterricht die zukunftsträchtige Aufgabe, die Grundlagen für die Kenntnis der Vergangenheit zu legen.
Dabei bietet der Unterricht vor der Oberstufe einerseits einen chronologischen Durchgang von der Vor- und Frühgeschichte über Ägypter, Griechen, Römer, das Mittelalter, die Frühe Neuzeit bis hin zu Kaiserreich, Erstem Weltkrieg, Weimar, Nationalsozialismus, Zweitem Weltkrieg, Deutscher Teilung und Wiedervereinigung. Andererseits vertieft er an bestimmten zentralen Stellen unter relevanten Fragestellungen vergleichend wichtige historische Ereignisse und Entwicklungen.
In der Oberstufe wird hauptsächlich thematisch gearbeitet, wobei die Inhalte von regional bis global und von der Antike bis in die Gegenwart gestreut sind, jeweils unter einer vergleichenden Fragestellung.
Wir bemühen uns, unseren jungen Menschen Geschichtsinteresse und ein modernes Geschichtsbewusstsein durch einen entsprechenden Unterricht und durch Besuche an Originalschauplätzen der Geschichte und durch Geschichtsprojekte näher zu bringen.
Dazu gehören folgende Veranstaltungen:
eine Klasse über zwei Schuljahre an fünf Terminen (je ein Tag: Begegnung an der Grenze zwischen Haidmühle und Bischofsreut; je ein Tag an der Partnerschule; historisches Krumau, Barockstadt Passau), gefördert von EUREGIO
über LRA, mit Gymnasium Prachatitz (CZ), bei uns mit historischem Schwerpunkt
außerdem in Projektform bei Anlass bzw. Gelegenheit:
Gruppe / Aktionen „Schule ohne Rassissmus“ (Frau Philipp-Rauscher)
Projekte zur Grenze mit tschechischen Schulen in unregelmäßigen Abständen in Zusammenarbeit mit Uni Passau (Herr Man, Didaktik der Geschichte) und Budweis, teils mit 1-2 Übernachtungen, höhere Klassen (10/11)
Fritz Michael
Michel Markus
Philipp-Rauscher Ulrike
Rendchen Carina